Die Präsidentin des BDIU, Kirsten Pedd, kommentiert: „Die praktische Umsetzung der neuen Regeln stellte die Branche vor große Herausforderungen. Sowohl die Gesetzesreform als auch die brancheninternen Regeln des Codes of Conduct verändern die Inkassotätigkeit grundlegend. Dank der Initiative unserer 500 Mitgliedsunternehmen und deren fast 20.000 Mitarbeitenden, die schon frühzeitig die nötigen Anpassungen an das neue Inkassorecht in ihren Geschäftsprozessen angestoßen haben, meistert die Branche das.“ Unterstützung kam dabei auch von den Herstellern von Inkasso-Software, die mit Verband und Unternehmen zur Umsetzung der Inkassoreform in engem Austausch standen.
Trotz der positiven Erfahrungen bei der Einführung der neuen Regeln übt die Inkassowirtschaft weiterhin Kritik an der Reform. Im Zentrum der Kritik steht nicht das allgemeine Ziel der Reform, die Verbesserung des Verbraucherschutzes im Inkassorecht, sondern die konkrete Umsetzung: „Anstatt das eigentliche verbraucherpolitische Ärgernis anzugehen, nämlich die wenigen unseriösen Akteure und Kriminelle, die sich ohnehin nicht an Recht und Gesetz halten, konsequent zu verfolgen, wurde ausschließlich über Kosten und Gebühren gesprochen. Dabei wurde völlig vergessen, dass qualifizierte Rechtsberatung durch Inkassodienstleister, die auch die Belange der Verbraucherinnen und Verbraucher berücksichtigt, einen Preis hat. Die drastischen Gebührensenkungen sind ein schmerzhafter Stresstest für die Wirtschaftlichkeit des außergerichtlichen Forderungseinzugs. Die langfristigen Folgen der damit verbundenen Einnahmeverluste, auch für die mehr als 500.000 Auftraggeber unserer Branche, sind noch nicht absehbar – die ersten Erfahrungen mit dem neuen Gebührenrecht stimmen uns nicht besonders optimistisch.“ Vor der Reform führten Inkassounternehmen der Wirtschaft jedes Jahr rund 6 Milliarden Euro an offenen Forderungen wieder zurück.
Positiv bewertet die BDIU-Präsidentin dagegen das Vorhaben der neuen Bundesregierung, die Aufsicht über Inkassounternehmen bundesweit zu bündeln. „Wir haben seit vielen Jahren darauf hingewiesen, dass die fehlende Durchsetzung von Regeln das eigentliche Problem ist. Aber anstatt die Rechtsdurchsetzung durch eine Zentralisierung der Aufsicht zu ermöglichen, wurden in blindem Aktionismus immer neue Regelungen geschaffen.“ Als Koordinierungsstelle für die behördliche Aufsicht schlägt Pedd das Bundesamt für Justiz vor. „Aktuell ist die Aufsicht in den Bundesländern auf 36 unterschiedliche Zivilgerichte zersplittert. Das ist wenig effizient und für Verbraucher, die eine für ihr Anliegen zuständige Behörde suchen, zu unübersichtlich. Eine Konzentration auf eine bundesweit tätige Behörde, die auch mit den nötigen Sanktionsinstrumenten ausgestattet ist, wird dazu beitragen, ein faires Inkasso sicherzustellen.“
Der virtuelle BDIU Kongress fand vom 22. November bis 3. Dezember 2021 statt. Rund 550 Teilnehmerinnen und Teilnehmer nutzten die zwei Wochen zum Erfahrungsaustausch und zur Weiterbildung. Damit kamen sie auch der Selbstverpflichtung zur permanenten beruflichen Fortbildung nach, die sich aus dem Code of Conduct des BDIU ergibt. Die Veranstaltung fand in Form von 30 Workshops und Diskussionsforen auf einer digitalen Plattform statt. Auf dieser Plattform stellten branchennahe Dienstleister aktuelle Lösungen für den Forderungseinzug vor, darunter BridgeTec, BS Software, CRIF, die Deutsche Inkasso Akademie, die Deutsche Post Adress, Experian, Ferber-Software, FintecSystems, netgo, Schufa, softgate sowie Tesch & Partner.